Ergänzung zum Beitrag „Künstle’s Sicht: Nach Russland auch noch China boykottieren?“ in die Freie Meinung vom 11. April 2023

Von Gastautor Dr. Klaus Rißler

Eigentlich würde sich ein Kommentar zu diesem am 11. April 2023 erschienenen sehr guten und informativen Beitrag erübrigen. Dennoch möchte ich in Anbetracht der darin angesprochenen schwerwiegenden politischen und wirtschaftlichen Folgen jedweder Boykott-Maßnahmen noch eine Schippe drauflegen.

Im Verhältnis zu China erweist sich Deutschland wieder einmal, wie oft genug zuvor, als „nibelungentreuer“ Musterknabe der USA, in der EU-Kommission maßgeblich repräsentiert durch eine Politversagerin mit Namen Ursula von der Leyen als deren Präsidentin, die überall wo sie bisher tätig war, nur verbrannte Erde hinterließ, es ihr allerdings gemäß dem allseits bekannten „Peter-Prinzip“ gelang, bis zur allerhöchsten Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.

Dagegen scheint mir der große westliche Nachbar trotz eines wenig souveränen Emmanuel Macron doch klüger zu agieren und es hat zumindest den Anschein, als ob „La Grande Nation“ doch noch eine späte Anleihe beim legendären Charles de Gaulle (1890 – 1970) genommen hätte. Man betrachte diesbezüglich nur den Kontrast: Auf der einen Seite die deutsche Position, den USA gegenüber unterwürfig und speichelleckend wie eh und je, auf der anderen die der Franzosen mit ihrer sie schon immer auszeichnenden weit pragmatischeren Haltung.

Natürlich braucht man überhaupt nicht darüber glücklich zu sein, welch kapitale Rolle rückwärts sich in China unter Xi Jinping als Staatschef zu einem immer mehr jede individuelle Freiheit abwürgenden totalen Staatskapitalismus vollzog. Ich bin es auch nicht. Und ob es den Chinesen in absehbarer Zeit gelingen könnte, dieses hässliche totalitäre Joch abzuschütteln – sie verfügen im Gegensatz zu den Franzosen leider über keine einschlägige Erfahrung dazu – erscheint in Anbetracht eines seit fast einem Dreivierteljahrhundert währenden Zwangsregimes zumindest fraglich, es sei denn, dass irgendwann einmal ein chinesischer „Gorbatschow“ die politische Bühne betritt. Aber verlassen wir uns eher nicht darauf.

Allerdings ist China einer der mit Abstand wichtigsten Handelspartner nicht nur Deutschlands, sondern der ganzen EU, wobei, man mag es einmal so ausdrücken, China wohl weniger auf die EU angewiesen sein dürfte als umgekehrt Deutschland und die EU auf China. Und zu alledem sind die Chinesen auch noch eines der intelligentesten Völker der Erde und diese werden sich wohl kaum am europäischen Gängelband führen lassen. Denn das einst als DIE Ideenschmiede der Welt agierende „Alte Europa“ ist bereits seit einem ganzen Menschenalter intellektuell nicht mehr wiederzuerkennen.

Zu alledem verfügt die Europäische Union mit gegenwärtig 450 Millionen Einwohnern nicht einmal über ein Drittel der Einwohnerzahl Chinas, von dessen Fläche und ihren enormen Ressourcen ganz zu schweigen. Das Neue Europa, eigentlich schon jetzt im Vergleich mit dem Riesenreich der Mitte ein wirtschaftlicher Zwerg, gebärdet sich jedoch als selbsternannter Oberlehrer in Sachen Demokratie und Pluralismus, der sich allerdings ständig anmaßt, der neuen Supermacht ständig die Leviten zu lesen.

Wenn jedoch vor allem Deutschland die antidemokratisch-totalitären Verhältnisse in China anprangert und dies nicht einmal zu Unrecht, dann sollten sich die Politiker dieses Landes auch einmal an die eigene Nase fassen und sich fragen, ob sie sich gerade während der vergangenen drei Jahre nicht zumindest eine partielle Anleihe im „Reich der Mitte“ geholt haben. Denn mit einer Demokratie im eigentlichen Sinne, hat das, was sich seit bereits mehr als 10 Jahren hierzulande abspielt, immer weniger zu tun. Doch wie heißt es in Matthäus 7,3: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge ?“

Allerdings hat sich die EU mit ihrer einseitig antirussischen und der Verweigerung jedweder Initiative zur friedlichen Lösung des Ukraine-Konfliktes mit ihrer offenbar „alternativlosen“ Haltung an der Seite der USA auch bei den Chinesen ins Abseits geschossen. Nur völlig durchgeknallte, realitätsferne und beratungsresistente Polit-Karikaturen wie von der Leyen, Scholz, Baerbock, Habeck, aber auch Merz werden wohl auch künftig die Ansicht vertreten, dass die Chinesen die EU noch für ernst nehmen und sich jederzeit deren Wünschen und Forderungen unterordnen.

Denn China sitzt, vor allem was dessen unschätzbare Rohstoffe, insbesondere auch an „Seltenen Erden“ betrifft, in der Tat am weitaus längeren Hebel und kann damit jederzeit die Europäer am langen Arm verhungern lassen. Man sollte eben nicht mit Steinen nur so herumwerfen, während man selbst im Glashaus sitzt.

Dazu einige aus Albrecht Künstles Beitrag entnommene Textstellen (in kursiv):

Von den Produktionskapazitäten und Bauteilen der Windkraftanlagen des Globus stellt China 60 Prozent der Gestelle. Dasselbe gilt für die Rotorblätter der Windräder. Bei den Gondeln (die Generatoren der WKAs) sind es sogar über 60 bis 70 Prozent. Auch 75 Prozent der Akkus/Batterien sind Made in China. Die Solarzellen der Welt werden zu über 80 Prozent in China hergestellt und die Wafer (für die Solarzellen und Mikrochips) fast 100prozentig in China, letztere hauptsächlich in Taiwan.

Aber auch das für den Betrieb unserer Windmühlen unerlässliche Neodym kommt fast ausschließlich aus China,

Zusätzlich beziehen wir, wie im Beitrag dargelegt, unzählige, einst hierzulande selbst hergestellte Güter aus dem fernen Reich der Mitte, welche sogar trotz des langen Transportwegs immer noch erheblich preisgünstiger angeboten werden können, als die im eigenen Land produzierten Analoga.

Albrecht Künstles Rechnung zufolge wären bis zu 3 Millionen qualifizierte Arbeitskräfte erforderlich, um die früher bei uns hergestellten und aktuell aus China bezogenen Waren erneut in unseren Breiten zu generieren. Aber woher die dazu erforderlichen und dafür qualifizierten Malocher nur schnell genug nehmen, um zumindest die bisherige Abhängigkeit von chinesischen Importen zu reduzieren ?

In der Tat eine gute Frage, denn eigentlich stünden die dazu erforderlichen Fachkräfte dank dem im Spätsommer 2015 erfolgten Lockruf einer Frau Merkel millionenfach zur Verfügung und deren Zahl steigt auch gegenwärtig jeden Tag um tausende weiter an. Nur, dass es sich bei mehr als 90 % dieser Klientel weit eher um „Fachkräfte zur Abschöpfung der Sozialsysteme“ handelt als um qualifiziertes und arbeitswilliges Personal. Allerdings verfügen viele unter ihnen in reichlichem Umfang über recht spezielle Qualifikationen, die sich allerdings im täglichen Leben als von eher geringerer Notwendigkeit und Dringlichkeit erweisen, jedoch ein Heer von Sozialarbeitern, Dolmetschern, Rechtsanwälten und Ordnungskräften u. v. a. mehr binden, ohne jedoch einen Funken an positivem Input zu hinterlassen,

Schon Thilo Sarrazin warf in mehreren seiner Bücher die Frage auf, welchen Beitrag Zuwanderer zu erbringen hätten, damit sie der aufnehmenden Gesellschaft einen echten Mehrwert abliefern. Die Antwort darauf klingt so einfach wie plausibel: „Ein positiver Effekt wird nur dann erzielt, wenn sowohl Kreativität als auch Leistung und Fleiß seitens der Zuwanderer, den Durchschnittswert der autochthonen Bevölkerung klar übertrifft“.

Sind diese Voraussetzungen jedoch bei einem Millionenheer an Immigranten aus vormodernen und bildungsfernen Kulturen erfüllt ?

Lassen Sie mich als Kontrapunkt dazu fast 2000 Jahre in der Geschichte zurückgehen. Im Jahre 70 nach Christus eroberte der römische Kaiser Titus (39 – 81 n Chr.) Jerusalem und vertrieb die aufmüpfigen Juden in alle Himmelsrichtungen. Auf dem Territorium des späteren „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ ist die Existenz eingewanderter Juden seit 1700 Jahren belegt. Bekanntermaßen sind diese ein seit Jahrtausenden existentes Kulturvolk und waren der sie aufnehmenden Bevölkerung intellektuell meist deutlich überlegen. Leider durften sie ihr großes Talent viele Jahrhunderte der Aufnahmegesellschaft nicht zur Verfügung stellen, da sie zumeist außerhalb der „christlichen Siedlungen“ In sogenannten Ghettos zu leben hatten und infolge der untersagten Mitgliedschaft in Zünften ihnen auch jedwede handwerkliche Tätigkeit verwehrt wurde. Deshalb waren sie gezwungen, sich das Überleben in Nischengeschäften zu sichern, wie z. B. dem Handel mit Waren oder Geschäften mit Geld und Zinsen.

Erst als ihnen nach den Napoleonischen Kriegen in der Folge einer Liberalisierung der Gesellschaften mehr und mehr politische Freiheiten gewährt wurden und sie auch noch das Staatsbürgerrecht der jeweiligen Herrschaft erwerben durften, entfaltete sich ihre Kreativität und Schaffenskraft in einer einzigartigen Art und Weise. Unzählige großartige Firmengründungen und ein Heer exzellenter Wissenschaftler, Schriftsteller, Künstler und Musiker trugen zu einer in der gesamten deutschen Geschichte zuvor noch nie erlebten kulturellen Bereicherung und einem blühenden Geistesleben bei. Bis zum von den Nationalsozialisten erzwungenen Exodus der deutschen Staatsbürger jüdischer Konfession wurde jüdischen Wissenschaftlern bei deren Anteil an jüdischer Bevölkerung von nur knapp 1 % ca. 25 % aller deutschen Nobelpreise zuerkannt, darunter bis heute wohlklingende Namen wie Albert Einstein, Fritz Haber, Paul Ehrlich. Doch diese einmalige Erfolgsgeschichte ging ab 1933 und den folgenden Jahren leider unwiderruflich zu Ende.

Wenn erforderlich, ist die Notwendigkeit einer Zuwanderung fachkompetenter und engagierter Menschen keineswegs in Frage zu stellen. In meinem beruflichen Leben hatte ich es, wenn ich mich recht entsinne, mit bis zu 10 unterschiedlichen Nationalitäten zu tun und habe diesen Umstand und die sich daraus ergebenden Begegnungen immer sehr geschätzt.

Aber sollten wir uns in diesem Zusammenhang nicht einmal die gängige Praxis der USA, Kanadas, Australiens und Neuseelands zu Eigen machen, vorwiegend nur denjenigen unbefristeten Aufenthalt zu gewähren, die auch einen messbar positiven Beitrag für das Gemeinwesen zu leisten imstande sind ?

Auf das „neue Europa“ bezogen, wäre es im Rahmen der Aufnahme von Millionen Zuwanderern und der sich damit immer stärker abzeichnenden Gefahr einer Segregation der ursprünglichen Bevölkerung durch eine integrationsresistente und kulturfremde Immigration nicht angezeigt, allergrößte Wachsamkeit walten zu lassen, wer in unser Land und unsere Gesellschaft kommen darf und wer nicht ?

Diesen Aspekt betreffend, spielt für mich persönlich die hervorragend gelungene Integration der seit vielen Jahrhunderten in Europa heimischen Juden eine ganz besondere Rolle.

Lassen Sie mich deshalb folgerichtig schließen mit einer vom ehemaligen Ordinarius für Organische Chemie der Universität Freiburg, Prof. Dr. Horst Prinzbach (1931 – 2012), an seinen Kollegen vom Lehrstuhl für Analytische Chemie derselben Universität, Prof. Dr. Herbert Weisz (1922 – 2018) gestellten Frage, wie wohl der Status des wissenschaftlichen Lebens hierzulande ohne den erzwungenen Exodus der jüdischen Intelligenz aussähe, welche letzterer mit nur einem Wort konterte, nämlich „besser“.

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One Reply to “Ergänzung zum Beitrag „Künstle’s Sicht: Nach Russland auch noch China boykottieren?“ in die Freie Meinung vom 11. April 2023”

  1. Aus alten Überlieferungen- etwas zum Nachdenken für die jetzigen Größenwahnsinnigen
    Als König Nebukadnezar sein unermesslicher Wohlstand in den Kopf stieg, daraufhin seinen Verstand verlor, weil er größenwahnsinnig geworden war, wurde er von einer überirdischen Macht zum Tier in Gebärdung verworfen und fraß Gras.
    Leider konnte der „Siegeszug“ der Grünen, Ideologie vor Vernunft, nicht aufgehalten werden, weil deren „Vergrünung“ in unserem Land in den jüngeren Jahrgängen „Wurzeln“ geschlagen hat und somit, wenn die Vergrünten nicht endlich zur Vernunft wieder kommen, wir alle ins Gras beißen müssen.
    Christen im Nahen Osten, die unter der Verfolgung eines radikal gemachten Islam leiden, wünschten sich, dass sie Kröten wären, denn Kröten haben im Wertesystem des Westens, Hochblüte der Wassermelonen, außen grün und innen rot, die zur Zeit an der Macht kleben, einen höheren Stellenwert als Menschenkinder. Denn Kröten werden in der Nacht bei Gefährdung über die Straße getragen, während unser Nachwuchs aus fadenscheinigen Gründen zu Grabe getragen wird.
    Einen Trost jedoch haben wir, Menschen mit dieser Gesinnung können nicht überleben und die Zeit hierfür wird täglich reifer.

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