Es ist natürlich nicht schön, wenn ein Politiker seine gesellschaftliche Stellung für geldwerte Vorteile ausnützt um seinen privaten Wohlstand immer mehr zu steigern. Ebenso wenig schön ist, dass kapitalistische Unternehmer mit „Freundschafts- und Gefälligkeitsdiensten“ sich ebenfalls Vorteile von der Politik erhoffen um ihr persönliches Vermögen zu mehren. Hier zeigt sich mal wieder, wie eng die Politik mit dem Kapital verflechtet ist. Herr Wulf hat jetzt das Pech, dass er sich von seinen Kollegen zum Bundespräsident hat wählen lassen. In diesem Amt trägt man nun mal eine besondere moralische Verpflichtung, als Staatsoberhaupt sollten Vorbildfunktionen erkenntlich sein. Ob er nun im Rahmen seiner Tätigkeiten als damaliger Ministerpräsident gegen geltendes Recht verstoßen hat, müssen jetzt, hoffentlich Unbefangene, Rechtsexperten prüfen. Jedoch im Rahmen seiner Vorbildfunktion hat er dem Staat einen Bärendienst erwiesen und diesen Makel wird er auch nicht mehr entfernt bekommen. Ob der Bundespräsident freiwillig zurücktreten möchte, hängt entscheidend von den in Zukunft zu erwartenden Kapitalgewinnen ab, denn es ist alles immer nur eine Frage des Geldes. Wenn hochdotierte Positionen mit gesicherter Kapitalmehrung zu erwarten sind, dann treten fast alle Politiker gerne ab. Der Duisburger Oberbürgermeister klebt nur noch an seinem Amt, weil ihm finanzielle Verluste drohen und wahrscheinlich keine Wirtschaftspöstchen in Aussicht stehen.
In früheren Zeiten war die Korruption zwischen Politik und Wirtschaft mit Sicherheit auch vorhanden, nur es wurde fast nie etwas aufgedeckt. Heute gibt es die Hilfen vieler technischen Instrumente, die Aufdeckungen erleichtern. Aber der Hauptgrund ist die Gier der Menschen nach Geld und der gegenseitige Neid. Der Kapitalismus hat total die Verhältnismäßigkeit verloren. Es ist richtig, dass Menschen die etwas leisten auch finanziell besser zu stellen sind, aber nicht in diesen Scherenbereichen. Jeder Berufspolitiker wird mehr als ausreichend entlohnt und im Verhältnis zu der arbeitenden Bevölkerung sind seine Leistungen nicht gerade überzeugend. Ein Abgeordneter ist nur ein Fraktionsstimmer und könnte seine Parlamentsarbeit auch ehrenamtlich ausüben. Sein Glück ist, dass wir so eine Verfassungssituation haben, die ihn immer reichlich beschenkt. Ein Fußballspieler verdient Millionen, die nicht im Verhältnis zu seinem Talent stehen, Manager der Banken und Industrien bekommen Millionen bis Milliarden von den Anteilseignern damit sie Firmenmitarbeiter entlassen oder kündigen, Firmen gesundschrumpfen oder in die Insolvenz treiben. Hier gibt es noch massenhaft Beispiele, die ein ganzes Buch füllen könnten. Dann folgen weiter die Unzähligen Spekulanten, die eine ganze Nation an den Abgrund führen und etliche Millionen- und Milliardenerben. Das Kapital ist oben und das Volk ist unten, die heutigen „Könige“ sind die Kapitalisten der westlichen Welt. Somit ist es durchaus nachvollziehbar wo es die Politiker hintreibt, denn ihre persönliche Kapitalmehrung kann nur von oben kommen. Im totalen Kapitalismus bleiben nur zwei Fragen offen, wann zerbricht diese Gesellschaftsordnung und welche Form wird folgen?